Gesundheit, die von uns ausgeht
„Gesundheit, die von uns ausgeht”:
Die Krise unseres Gesundheitssystems und der Gesellschaft insgesamt fordert Grundlegenderes, als ein wenig Alternativmedizin hier und dort. Von elementarer Bedeutung ist ein an die Wurzeln gehendes, im Wortsinn „radikales” Umdenken. Nicht mehr alleine: „was macht mich gesund”, sondern ebenso: „wie geht Gesundheit wirkendes von mir aus”. Nein, niemand muss als Weltverbesserer herumlaufen. Eine viel größere Macht hat die Summe dessen, was im alltäglichen Denken, Fühlen und Handeln von uns ausgeht. An unserem Ort, in unserem Lebenszusammenhang, in vielen kleinen Augenblicken, in manchem einzelnen Schritt. Viele vermeintlich kleine Effekte summieren und potenzieren sich, bringen neuen Wind und Wendungen, schließlich auch im „Außen”. Sehr wohl mit Wirkungen auf unsere Mitwelt, im günstigen Falle gesundheitsfördernd, im Großen wie im Kleinen.
Gesundheitsquellen
Medizinforscher und Therapeuten sprechen heute von Salutogenese, auf deutsch: von den gesundheitsschaffenden Kräften in uns. Statt sich alleine auf Krankmachendes zu konzentieren, wendet man die Aufmerksamkeit stärker auf die individuellen Gesundheitsquellen. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Gesundheit niemals statisch und damit nie ein „Zustand” ist.
Gesundheit möchte jeden Tag neu erspürt, entdeckt und errungen werden. Eine gesunde Lebensweise kann eine gute Grundlage sein. Doch noch viel mehr bedeutet dies, unser ganzes Menschsein und damit schrittweise die in uns liegenden Potenziale zu entfalten. Dabei, vielleicht auch nur leise, Sinn-Dimensionen zu entdecken und auszugestalten. Die stärkste aller Gesundheitsquellen ist der schöpferische Mensch in uns, ist der Mut zu uns selbst. Dieses Schöpferische ist eins mit den Quellen des Lebens. Therapeutisch interessieren uns nicht Überzeugungen oder Glaubenssysteme, sondern alleine dasjenige, was jeder Mensch in und für sich selbst als Gesundheitsquelle entdecken darf.
Diätetik und Ernährungsstörungen, etwas weiter betrachtet
Die Grundelemente gesunden Lebens sind seit Jahrtausenden bekannt und sie kosten nicht viel: Licht, Luft und Atem (aer), Speise und Trank (cibus et potus), Arbeit und Ruhe (motus et quies), Schlaf und Wachen (somnus et vigilia), Absonderungen und Ausscheidungen (secreta et excreta), Anregung des Gemüts (affectus animi). Diaita, „Diät” wurde in der Antike als rechter Umgang mit allen diesen Elementen verstanden. Verglichen mit dem heutigen Verständnis von „Diäten” ist das ein schon ziemlich ganzheitliches Konzept.
In dieser Weise eine „rechte Diät” zu leben ist unter heutigen Alltagsumständen nur noch eingeschränkt möglich. In der Perfektion nur theoretisch oder wenn man seine gesamte Aufmerksamkeit in narzisstischer Weise auf ein vermeintlich gesundes Leben richtet. Im Gegensatz hierzu bedeutet ganzheitliche Gesundheitsförderung, dem schöpferischen Menschen in uns näher zu kommen! Es bedeutet, sich einer menschheitlich gesunden Entwicklungsrichtung anzuschließen. Zu viele Menschen fühlen sich vor allem den äußeren Umständen ausgeliefert, oder sie versuchen angesichts gesellschaftlichen Niedergangs, trickreich das vermeintlich Beste für sich rauszuholen. Oder man versucht so halbwegs zurecht zu kommen, ohne anderen weh zu tun. Und mancher spirituell Suchende verzettelt sich in den unüberschaubaren Angeboten, dem Kaleidoskop und Karussell einer Schein-Selbstverwirklichung inmitten des Wellness-, Gesundheits- und Pseudoesoterik-Jahrmarktes. Viele bewegen sich bei ihrer Suche nach tief Innerem doch sehr im Äußeren! Der gemeinsame Faktor solcher Tendenzen ist der Konsument, der Verbrauchermensch.
Jede Art von Ernährungs- und Essstörung, welche die Medizin heute in Bezug auf die physische Nahrung beobachtet, kommt ziemlich analog in Form seelischer und geistiger Ernährungsstörungen vor. Was bedeutet es dann, unser soziales und spirituelles Leben gesund zu ernähren? Nur ein Ansatz dazu: Nicht blind konsumieren, sich nicht vom immer raffinierterem Gesundheits- und Wellness-Marketing konditionieren lassen, sondern: Auswählen, richtig hinschauen, Fragen stellen. Selbst denken, bis das jeweils Erfahrene ganz verdaut ist. Ein guter Anhaltspunkt ist die Verbindung mit uns selbst und der Grad unserer bewussten Anwesenheit im Atmen, Denken und Handeln, im Fühlen und Wahrnehmen. Sind wir präsent, wach und verbunden, dann mag es eher gelingen, auch Geist und Seele gesund zu ernähren.
Dies sind Grundrichtungen. Der schöpferische Mensch schläft, träumt oder lebt in jedem von uns. Vor allem von IHM geht Gesundheit aus.